So eine Babyparty schlaucht ganz schön.
Es gibt so einige Feierlichkeiten im Leben eines Menschen. Es sind die pompösen Tage, die Stunden, die wir oft lange im Voraus planen. Für die wir Einladungen verschicken, Playlists zusammenstellen, einkaufen, kochen oder kochen lassen und Getränke kaufen. Viele Getränke. Da sind die Geburtstage, die Jubiläen, Feiertage, wie Ostern oder Weihnachten, Hochzeiten und viele weitere gute oder weniger gute Gründe um mal wieder so richtig ausgelassen zu tanzen. Um Spaß mit Freunden zu haben, zu lachen, den Ernst des Lebens für einige Zeit hinter sich zu lassen…
Und dann gibt es die Babyparty…
Und dann gibt es die Babyparty. Oder die „baby shower“, denn eigentlich ist diese Art von Fest eine US-amerikanische Tradition. Nicht zu verwechseln mit der „gender-reveal-party“, bei der mit einem Spiel oder dem simplen Anschneiden einer Torte das Geschlecht des Babys enthüllt wird. Natürlich nicht des Säuglings, Hose runter, ta da – nein, des Ungeborenen. Durch das Einfärben des Kuchens oder rieselndes Konfetti aus einem Ballon.

It’s a …!
Bei der Babyparty wissen schon alle das Geschlecht. Das ist also keine Überraschung mehr. Und wer es bis zum Zeitpunkt des Festes immer noch nicht mitbekommen hat, kein Instagram hat, keine WhatsApp-Status betrachtet, also quasi abgeschirmt von der Zivilisation lebt, der wird spätestens beim Betreten des Raumes vom Geschlecht des Ungeborenen erschlagen. Üblicherweise vom Schweinchenrosa oder dem altbewährten Babyblau. Und wer es bis dato noch immer nicht geschnallt hat, der möge doch einfach die englischen Vokabeln für ‚Mädchen’ und ‚Junge’ lernen. Denn alles, auch wirklich alles, ist bedruckt mit der Aufschrift „It’s a girl“ oder „It’s a boy“. Überall hängen eingefärbte Luftballons, von denen bereits die ersten wieder die Lust am Feiern verloren haben. Sie hängen am Boden, akuter Verlust von Helium. Wer könnte es ihnen verdenken? Konfetti in Form von Babyfläschchen, Babyfüsschen, Babybodys, Babyschnullern, Babygesichtern… passend eingefärbt natürlich. Ein Tisch voller Geschenke, die Mama dringend braucht. Und die Geschenke, die nicht einmal Mama braucht. Gebäck in selbiger Form und Farbe. Girlanden, Lampions und T-Shirts mit der Aufschrift… na? Was ist es? „It’s a girl“, „It’s a boy“!
Lasset die Spiele beginnen
Betritt die werdende Mutter endlich den Festsaal, ist auch schon der nächste Ballon von uns gegangen. Na ja, schweben ja noch genug kleine Babys in der Luft. Das ein oder andere überdimensionale Wesen haut dem einen oder anderen während des Verköstigens der Babytorte immer mal wieder mit der Rassel gegen den Kopf. Mama rollt das erste mal mit den Augen. Kann dem Ding nicht mal einer die Luft rauslassen? Aber lass nur, nichts davon kommt den zukünftigen Nächten nahe. Bevor der nächste Klugscheißer über die Müdigkeit der Zukunft philosophieren kann, werden die ersten Spiele gespielt. Das erste Spiel von vielen Spielen. Sehr vielen Spielen. Mama muss Babynahrung erraten. Mama wird der Bauch bemalt. Babylätzchen werden ebenfalls bemalt, ein jedem umgehängt und Selfies geknipst. Mit dem Fernauslöser, der mal wieder nicht das tut was er soll. Nämlich auslösen. Den Gästen müssen die jeweiligen Babyfotos zugeordnet werden, die seit Beginn der Party die Wand tapezieren. Babywünsche werden niedergeschrieben. Babyängste werden zu hitzig diskutiert. Der Name muss erraten werden. Aber wehe einer der Anwesenden weiß den Namen schon, der tut bitte so, als hätte er diesen noch nie zuvor auch nur irgendwo vernommen. Gewicht, Größe, Haarfarbe des Babys, Zeitpunkt der Geburt, alles benötigt die Prognose der allwissenden Gäste. Am geschenkten Stofftier wird das Wickeln von Windeln geübt. Alle sind froh über die fehlenden Gerüche. Keiner kriegt es richtig hin. Bis auf die Mamas.
Irgendwann, nach vielen vielen Stunden, sind die ersten Gäste angetrunken vom Sekt mit Alkohol. Mama denkt, sie wäre angetrunken vom Sekt ohne Alkohol.
So eine Babyparty schlaucht ganz schön.
Prosit!
xx
